Weiterbildung gegen die Maschine?
Eine Studie des IAB belegt nun, dort wo verhältnismäßig viele Routineaufgaben anfallen, bilden sich die Mitarbeiter besonders wenig weiter.
Die Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) deckte nun auf, dass diejenigen Arbeitnehmenden, deren Positionen besonders von der maschinellen Ersetzbarkeit bedroht sind, sich verhältnismäßig weniger oft weiterbilden. Paradox könnte man meinen. Dabei greift die Digitalisierung gnadenlos um sich und automatisiert Prozesse fortwährend. Und zwar überall dort, wo Arbeitskräfte durch Automatisierung kostengünstig ersetzt werden können. Die Digitalisierung wird Jobs vernichten, zwar wird diese im gleichen Moment auch für neue Jobs sorgen, doch eben nicht zwangläufig in dem Sektor, wo diese wegfallen werden. Es bedarf also letztlich einer massiven Überführung von Arbeitskraft von der einen in die andere Branche, doch sieht die Bereitschaft zur Weiterbildung bei den Arbeitnehmenden derzeit noch mau aus, so zumindest das Ergebnis der Studie. (vgl. Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 20.8.2019)
Auch Abhängigkeit vom Bildungsgrad
Die Studie hat zu dem untersucht, welchen Bildungsgrad die Befragten haben und kam ferner zu dem Schluss, dass bei allen Qualifikationsgruppen, das Problem der unterschiedlichen Teilnahme an Weiterbildungsangeboten auftrete. Besonders gravierend ist der Unterschied bei Menschen ohne Ausbildung. Während immerhin 37% derjenigen mit geringem Risiko durch einen Computer ersetzt zu werden, an Weiterbildungen partizipierten, waren es bei jener Gruppe, deren Risiko höher ist nur 7%. Doch woher kommt es zu solchen Unterschieden. Nun könnte läge der Verdacht nahe, dass jene Jobs mit hohem Routinegrad oftmals von Menschen mit geringerem Bildungsniveau besetzt werden und diese weniger daran interessiert seien sich weiter zu bilden. Doch ist dem so? Der Vergleich innerhalb der gleichen Qualifikationsgruppen zeigt eben auch einen gravierenden Unterschied, was dann die These zumindest in weiten Teilen obsolet macht.
Beschäftigungsverhältnis entscheidend
Bei der Suche nach erklärenden Faktoren, kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, es gibt gleich mehrere. Frühere Studien haben bereits die Zusammenhänge zwischen Beschäftigungsverhältnis und Weiterbildungspartizipation aufgezeigt. Demnach nehmen befristete Angestellte und Teilzeitbeschäftigte seltener an Weiterbildungen teil, als Festangestellte. Doch einer der entscheidendsten Faktoren sei nach Meinung der Autoren immer noch der Betrieb selbst und dessen Weiterbildungskultur. So entscheidet die Finanzierung der Maßnahmen über die Chancen der Partizipation. Dies wiederum ist abhängig von der Betriebsgröße, der Branche und auch von der generellen Ausgestaltung der Personalarbeit in einem Unternehmen. (vgl. IAB-Kurzbericht, 16/2019, von Pascal Heß, Simon Janssen und Ute Leber) Die Studie sucht an Hand einer Dekompositionsanalyse dies zu belegen. Grundsätzlich klaffe zwischen der den beiden Gruppen, also jene mit hohen Routinegrad in der Arbeit (27%) und jenen mit geringem Routineanteil (41%) hinsichtlich der Partizipation an Weiterbildungen eine Lücke von 14%-Punkten. Sie kommen zu dem Schluss, dass erstere Gruppe dann wahrscheinlicher an Weiterbildungen teilnimmt, wenn diese vom Unternehmen (mit-)finanziert werden.
Unternehmen wie Arbeiternehmer in Verantwortung
Durch die Digitalisierung werden zweifelsohne einige Tätigkeitsfelder auf kurz oder lang durch Maschinen ersetzt werden. Gerade jene Tätigkeiten mit hohem Grad von Routinearbeiten sind besonders bedroht. Doch wie die Studie nun aufgezeigt hat, ist gerade hier der Grad an Beteiligung an Weiterbildung sehr gering. Dabei gewinnen bei der Weiterbildung der Mitarbeiter letztlich beide Seiten. Unternehmen werden zunehmend neue Fachkräfte brauchen, die die Funktionsweise der Maschinen verstehen und die betrieblichen Abläufe kennen. Die eigenen Mitarbeiter also entsprechend weiterzubilden kann hohe Kosten im Bereich Recruiting sparen. Zudem können die Unternehmen bezüglich des Fachkräftemangels ein wenig gegensteuern und ihre eigenen Fachkräfte ran ziehen. Letztlich ist Weiterbildung auch ein effektives Instrument zur Mitarbeitermotivation. So ist beispielsweise für rund 60% von jungen Fachkräften der Faktor Weiterbildung ausschlaggebend bei der Wahl des Arbeitgebers. (vgl. persolog-blog.de)
29 August 2019
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