Arzneimittel-Engpässe und Bürokratie in der Pharmazie
Nach wie vor herrscht hierzulande Arzneimittelknappheit. Welche Rolle dabei die Bürokratie in Pharmazie und Gesundheitswesen spielt, erfahren Sie hier.
Lieferengpässe sorgen branchenübergreifend immer wieder dafür, dass moderne, zunehmend internationale Lieferketten (Supply Chains) in der Kritik stehen. Derzeit sind hierzulande Arzneitmittel-Engpässe zu beklagen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dokumentiert und bewertet Lieferengpässe im Bereich von Humanarzneimitteln.
Aktuell hat das Institut Fiebersäfte für Kinder, Antibiotika - insbesondere für Kinder, Folinsäure-haltige Arzneimittel und Tamoxifen in der Kategorie "Lieferengpässe im Fokus" auf der eigenen Internetpräsenz aufgeführt (vgl. bfarm.de, 15.05.2023).
Ursachen
Arzneimittel-Engpässe und -Knappheit waren bereits während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 Thema. Doch auch hierbei handelte es sich nicht um ein einmaliges Ereignis. Dem Europäischen Parlament zufolge haben sich Lieferengpässe zwischen 2000 und 2018 sogar verzwanzigfacht.
Die Ursachen für diese Entwicklung seien vielfältig, aber unter anderem durch:
- die zunehmende Abhängigkeit von Drittländern in der Produktion (v.a. China und Indien),
- Problemen bei der Herstellung,
- gestiegene Nachfrage (beispielsweise bedingt durch Pandemien/Epidemien), Quoten,
- Parallelimporten (Ausnutzung von Preisunterschieden von Medikamenten in EU-Ländern) und
- Preispolitik
zu begründen (vgl. europarl.europa.eu, 03.10.2023).
Die Rolle der Bürokratie
Darüber hinaus spielt auch die Bürokratie eine nicht zu vernachlässigende Rolle; zwar nicht zwingend ursächlich, jedoch zumindest begünstigend. So klagte beispielsweise Gabriele Overwiening, die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), gegenüber der Deutschen Presseagentur über Bürokratie im Rahmen der aktuellen Lage.
"Ein individuell hergestellter Fiebersaft in der Apotheke kostet natürlich mehr und die Krankenkassen erstatten das nicht, wenn es nicht auf dem Rezept verordnet steht. Der Arzt kann aber nicht wissen, dass es in der Apotheke keinen Fiebersaft geben wird".
- Gabriele Overwiening, die Präsidentin ABDA (vgl. sueddeutsche.de, 18.12.2022).
Herstellung
Doch auch bereits in der Herstellung begünstigt Bürokratie Branchenstimmen zufolge die Lage. So sehe beispielsweise der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) den Pharmastandort Deutschland in seiner Innovationskraft geschwächt; u.a. auch bedingt durch EU-Auflagen, welche vor allem die mittelständischen Unternehmen durch eine zusätzliche bürokratische Belastung treffen würden (vgl. faz.net, 26.04.2023).
Beschaffung
Die Bürokratie dient jedoch auch der hohen Sicherheit der Arzneimittel. Derzeit scheitern Neueinkäufe jedoch häufig an scharfen Importregeln, wie der MDR berichtet (vgl. Lydia Jakobi, mdr.de, 21.12.2022). Es herrscht ein Wunsch nach Importerleichterung - zumindest bei Engpässen.
"(...) Das wäre sinnhaft, hier innerhalb der EU eine Möglichkeit zu schaffen, dass man bei Engpässen landesweit die Möglichkeit bekommt, Medikamente zu besorgen. Entweder auf Ebene der Apotheken oder eine Ebene darüber. Das haben wir ja unter Corona-Bedingungen erlebt, dass der Staat sich gekümmert hat, die Corona-Impfstoffe zu besorgen."
- Stefan Fink, Thüringer Apothekerverband (vgl. Lydia Jakobi, mdr.de, 21.12.2022).
Das Medikament Tamoxifen dürfe beispielsweise gerade in größerem Umfang aus dem Ausland bezogen werden. Deutlich wird jedoch ein Wunsch nach grundsätzlich einfacheren Regeln für den Import (vgl. Lydia Jakobi, mdr.de, 21.12.2022). Es bleibt abzuwarten, wie sich die aktuelle Lage entwickelt.
Digitaler Umbruch in Apotheken
Neben der akuten Herausforderung der Medikamentenknappheit befinden sich Apotheken zudem zunehmend in einer Art digitalem Umbruch. Der E-Commerce gewinnt branchenübergreifend immer mehr an Bedeutung. Auch Arzneimittel werden immer häufiger online bestellt. Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie im Artikel "Apotheken im digitalen Umbruch".
15 Mai 2023
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