Was ist eine Middleware?
Der Vermittler unter den Systemen
In der heutigen Zeit steigen die Erwartungen der Kunden stetig. Sie wünschen sich schnelle Lieferungen bei niedrigen Versandkosten und einen Kundenservice, der rund um die Uhr erreichbar ist. Diese hohen Ansprüche stellen jedoch große Herausforderungen an Ihre IT-Systeme: Die Systeme müssen reibungslos funktionieren und integriert zusammenarbeiten.
In der Praxis ist das jedoch oft nicht der Fall. Die Häufung an eingesetzten Systemen erschwert eine nahtlose Zusammenarbeit, wodurch das Kunderlebnis oft unter isolierten Systemen leidet. Die Folge: Verzögerungen, Fehler und ineffiziente Abläufe.
Genau hier setzt Middleware an. Diese Softwarelösung sorgt dafür, dass unterschiedliche Systeme miteinander kommunizieren und effizient zusammenarbeiten können. Wie diese Software funktioniert und welchen konkreten Nutzen sie Ihrem Unternehmen bringt, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Definition
- Wie funktioniert eine Middleware?
- Middleware-Arten
- Anwendungsformen
- Vorteile für Unternehmen
- Middleware vs. ERP
- Fazit
Definition
Der Begriff Middleware, auf Deutsch etwa „Zwischenanwendung“ oder „Diensteschicht“, beschreibt eine Softwareebene, die zwischen dem Betriebssystem und den Anwendungen liegt. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, als Vermittler zwischen unterschiedlichen Systemen zu fungieren.
Oftmals sind verschiedenste Anwendungen im Einsatz, vom ERP-System über CRM bis hin zum Webshop. Diese Systeme sprechen oft unterschiedliche Sprachen und sind ursprünglich nicht dafür konzipiert, miteinander zu kommunizieren. Genau hier kommt Middleware ins Spiel: Sie verbindet diese Systeme miteinander, ermöglicht einen automatisierten, reibungslosen Datenaustausch und verhindert das Entstehen von sogenannten Dateninseln sowie manuelle Zwischenschritte. Auch dann, wenn diese Systeme ursprünglich nicht kompatibel waren.
Middleware agiert als eine Art Software-Kleber und bietet Entwicklern eine einheitliche Schnittstelle, die die Entwicklung, Nutzbarkeit und Kompatibilität von Anwendungen deutlich erleichtert. Dadurch entsteht aus einer heterogenen Systemlandschaft eine homogene Struktur, in der alle Systeme innerhalb eines Unternehmens miteinander vernetzt sind und Daten problemlos austauschen können.
Wie funktioniert eine Middleware?
Die Funktionsweise dieses Software-Klebers lässt sich in drei Schritte gliedern:
#1 Vernetzung über Schnittstellen
Zunächst werden alle Systeme und Anwendungen über ihre vorhandenen Schnittstellen mit der Middleware verbunden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um moderne Cloud-Anwendungen oder ältere, lokale Systeme handelt. Sie stellt sicher, dass alle Daten in dem jeweils benötigten Format bereitgestellt werden. So wird eine problemlose Kommunikation zwischen heterogenen Systemen ermöglicht.
#2 Aufbau eines durchgängigen Datentransfers
Sobald die Verbindung besteht, übernimmt die Middleware den Datentransfer. Dafür benutzt sie Informationen aus einer Quelle, wie zum Beispiel aus einem Steuerungssystem oder einer Produktionsanlage. Diese transformiert sie so, dass das Zielsystem sie problemlos verarbeiten kann, etwa in einer zentralen Datenbank. Auf diese Weise entsteht eine durchgängige Verbindung zwischen OT (Operational Technology) und IT (Information Technology), die einen kontinuierlichen, automatisierten Datenaustausch ermöglicht.
#3 Kommunikationsstandards
Der Datenaustausch über die Middleware kann entweder ohne einheitlichen oder auf Basis etablierter Standards erfolgen. Diese Standards tragen zusätzlich dazu bei, die Systemkompatibilität zu verbessern und die Integration neuer Systeme zu erleichtern.
Middleware-Arten
Je nach Einsatzbereich und technischer Anforderung gibt es unterschiedliche Arten, die jeweils spezielle Funktionen erfüllen müssen. Die folgenden gehören zu den wichtigsten.
Kommunikations-Middleware
Sie sorgt für die Kommunikation zwischen verteilten Anwendungen, entweder synchron oder asynchron. Sie wird überall dort eingesetzt, wo Systeme zuverlässig Daten austauschen müssen, etwa in Echtzeitanwendungen oder bei einer hohen Datenlast.
Integrations-Middleware
Hier werden unterschiedliche Systeme und Datenquellen miteinander vernetzt, wie z. B. ERP-, CRM- und Cloud-Anwendungen. Typische Lösungen wie der Enterprise Service Bus oder iPaaS-Plattformen ermöglichen einen durchgängigen und automatisierten Datenaustausch.
Plattform- und Applikations-Middleware
Dazu zählen Web- und Anwednungsserver, die als Grundlage für das Ausführen von Anwendungen dienen. Auch Middleware für mobile Geräte, das Internet der Dinge (IoT) oder eingebettete Systeme zählen dazu. Sie hilft dabei, Anwendungen einfacher zu entwickeln und plattformübergreifend zu betreiben.
Daten- und Content-Middleware
Diese Art unterstützt die Verwaltung, Verteilung und Synchronisation von Daten und Inhalten. Sie spielt eine zentrale Rolle bei Datenmigrationen und im Multichannel-Content-Management.
Spezialisierte Middleware
Hierzu gehören Lösungen, die auf spezielle Anwendungsfälle zugeschnitten sind. Dazu gehöhren Systeme zur Verwaltung von Transaktionen oder Arbeitsabläufen, Middleware für Roboter und Automatisierung sowie Software für die Entwicklung von Spielen oder die Verwaltung von Benutzerzugriffen und Schnittstellen.
Anwendungsformen
Middleware kommt in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, je nach Bedarf und Ziel, und zwar von der Systemintegration in großen Unternehmen bis hin zur Verbindung unterschiedlicher IT-Strukturen nach einer Fusion.
Enterprise-Middleware
Diese Form wird in Unternehmen eingesetzt, um verschiedene Softwarekomponenten oder Anwendungen miteinander zu verbinden. Sie fungiert als Vermittlungsschicht zwischen dem Betriebssystem und den eigentlichen Anwendungen und unterstützt insbesondere komplexe und verteilte Softwaresysteme. So ermöglicht sie eine stabile, flexible und skalierbare IT-Infrastruktur.
Plattform-Middleware
Dieses Middleware Beispiel kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn unterschiedliche Anwendungsarchitekturen miteinander kommunizieren sollen. Das ist häufig der Fall bei Fusionen, Zukäufen oder der Einbindung externer Systeme. Auch große Technologieunternehmen arbeiten oft gleichzeitig mit verschiedenen Plattformen. Middleware hilft dabei, diese Strukturen zu verbinden, etwa in der Entwicklung, im Test oder im laufenden Betrieb. Sie ermöglicht den reibungslosen Datenaustausch zwischen Anwendungen, Datenbanken und Dateisystemen.
Ein Beispiel: Android
Bei Android sorgt Middleware dafür, dass Anwendungen effizient ausgeführt werden und reibungslos mit dem Betriebssystem zusammenarbeiten, z. B. beim Zugriff auf Speicher, Kamera, Multimediafunktionen oder Internetdienste.
Android nutzt eine klar strukturierte Architektur: Der Linux-Kernel bildet die Basis, darauf aufbauend vermittelt die Middleware-Ebene zwischen Systemfunktionen und Anwendungen. Sie stellt standardisierte Dienste bereit, mit denen sich Funktionen wie Datenspeicherung, Bildschirmausgabe oder Web-Browsing einfach und zuverlässig nutzen lassen.
Durch diese klare Trennung kann Android flexibel an unterschiedliche Geräte angepasst werden, von Smartphones bis zu Tablets oder Smart-TVs. Middleware trägt so wesentlich zur Stabilität, Skalierbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Plattform bei.
Vorteile für Unternehmen
Durch den Einsatz von einer Middleware-Software können Unternehmen schneller auf Veränderungen reagieren, da die verschiedenen Systeme nahtlos miteinander kommunizieren und Daten in Echtzeit ausgetauscht werden können. Ein weiterer Vorteil ist die verbesserte Datenqualität. Da diese Technologie dafür sorgt, dass Daten automatisch zwischen den Systemen synchronisiert und in einheitlichen Formaten bereitgestellt werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Inkonsistenzen. Dies führt zu optimierten Prozessen, einer höheren Effizienz und letztlich auch zu besseren Entscheidungsgrundlagen.
Durch die nahtlose Verbindung von Anwendungen und Systemen können Unternehmen eine konsistente Nutzererfahrung bieten, was die Kundenzufriedenheit erhöht. Diese Sschnittstelle erleichtert auch den Einsatz und die Verwaltung von Workplace-Tools, sodass Mitarbeiter jederzeit auf die benötigten Ressourcen zugreifen können, ohne durch technische Barrieren eingeschränkt zu werden.
Insgesamt schafft Middleware die Grundlage für eine skalierbare, zukunftssichere Systemlandschaft, die flexibel an die wachsenden Anforderungen des Unternehmens angepasst werden kann. Sie unterstützt dabei nicht nur die Automatisierung von Prozessen, sondern fördert auch die schnelle Markteinführung neuer Lösungen, was insbesondere in der digitalen Ära ein entscheidender Wettbewerbsvorteil ist.
Middleware vs. ERP
Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme und Middleware werden in Unternehmen häufig parallel eingesetzt. Auch wenn beide Systeme auf den ersten Blick miteinander verbunden erscheinen, erfüllen sie unterschiedliche Aufgaben: Middleware-Software dient in erster Linie als technologische Vermittlungsschicht, die verschiedene IT-Systeme, Anwendungen und Datenquellen miteinander verknüpft. Sie arbeitet im Hintergrund, wird vor allem von der IT verwaltet und ist ansonsten für den Anwender meist nicht sichtbar.
ERP-Systeme hingegen sind betriebswirtschaftlich orientierte Anwendungen, die sämtliche Geschäftsprozesse auf einer zentralen Plattform abbilden. Sie sind nutzerfreundlich und werden direkt von Mitarbeitenden in verschiedenen Abteilungen genutzt.
Middleware und ERP im Zusammenspiel
Während die ERP-Software das Herzstück für die Steuerung betrieblicher Abläufe bildet, sorgt die Middleware-Software im Hintergrund für einen reibungslosen und automatisierten Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen.
Middleware konvertiert Daten aus unterschiedlichen Quellen in ein einheitliches Format und macht sie dem ERP-System verfügbar. So entsteht eine konsistente, durchgängige Informationsbasis, die Prozesse effizienter macht, Medienbrüche vermeidet und Fehler reduziert. Besonders bei der Integration älterer Systeme oder externer Partneranwendungen kann Middleware eine Schlüsselrolle spielen, denn sie ermöglicht die Anbindung ohne aufwändige Systemerneuerungen.
Fazit
In einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Geschäftswelt ist Middleware mehr als nur ein technisches Bindeglied. Sie ermöglicht es Unternehmen, unterschiedliche Systeme zu verbinden, Daten konsistent auszutauschen und Prozesse effizient zu gestalten, ganz gleich, ob es sich um bestehende Altsysteme, moderne Cloud-Anwendungen oder externe Plattformen handelt.
Gerade im Zusammenspiel mit ERP-Systemen schafft Middleware die Voraussetzung für eine flexible, skalierbare und zukunftssichere IT-Infrastruktur. Sie reduziert Komplexität, vermeidet Systembrüche und sorgt für eine durchgängige Informationsbasis im Unternehmen.
Wer heute auf Middleware setzt, investiert nicht nur in technische Integration, sondern in bessere Zusammenarbeit, schnellere Reaktionsfähigkeit und ein stabileres Fundament für die digitale Transformation.
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