Warum Produktionsunternehmen ein branchenspezifisches ERP-System brauchen
Branchenspezifische ERP-Systeme bieten Herstellern Realitätstauglichkeit, Compliance-Sicherheit und Effizienz, die Standard-ERP-Lösungen nicht leisten können.
Viele Produktionsunternehmen nutzen ERP-Systeme, die behaupten, universell einsetzbar zu sein. Sie versprechen, alle Branchen und Unternehmensgrößen gleichermaßen abzudecken. Doch in der Praxis zeigen sich häufig erhebliche Lücken: Funktionen fehlen, Compliance-Anforderungen sind nicht integriert, Prozesse müssen aufwändig angepasst werden.
Ein Standard-ERP, das „für alle passt“, ist selten wirklich optimal. Produktionsbetriebe haben zum Teil sehr spezielle Anforderungen, sei es durch gesetzliche Vorschriften, durch Produktvarianten, durch Anforderungen der Lieferkette oder durch spezielle Prozesse.
In diesem Beitrag schauen wir, was genau Standard-ERP-Systeme oft falsch machen, warum branchenspezifische Lösungen wesentlich besser passen, worauf Produktionsunternehmen beim ERP-System achten sollten und wie sie dadurch Wettbewerbsvorteile erzielen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Grenzen universeller ERP-Systeme
- Warum Hersteller spezifische Anforderungen haben
- Vorteile eines branchenspezifischen ERP-Systems
- Worauf Produktionsunternehmen beim ERP-System achten sollten
- Typische Schwächen bei Standardlösungen
- Wie branchenspezifische ERP-Lösungen echten Nutzen bringen
- Fazit
Die Grenzen universeller ERP-Systeme
Universelle ERP-Lösungen sind darauf ausgelegt, möglichst viele Funktionen für unterschiedlichste Unternehmen bereitzustellen. Das klingt zunächst attraktiv: „eine Lösung, tausend Möglichkeiten“. Doch genau diese Ausrichtung führt oft dazu, dass das System nur „gut genug“ ist, nicht aber optimal.
Viele Funktionen, die in einem Standard-ERP enthalten sind, werden in der Produktion kaum genutzt oder müssen aufwändig angepasst werden. Compliance-Regeln, spezielle Qualitätsanforderungen, Rückverfolgbarkeit oder Variantenmanagement sind häufig nicht ab Werk vorhanden und müssen als Zusätze oder Anpassungen nachgerüstet werden. Diese Nachbesserungen führen zu Kosten und zusätzlichem Wartungsaufwand. Oft entsteht ein System, das zwar funktioniert, aber nicht effizient ist.
Warum Hersteller spezifische Anforderungen haben
Hersteller unterscheiden sich stark je nach Branche: Ein Lebensmittelproduzent muss etwa zwingend die Haltbarkeit und Rückverfolgbarkeit seiner Produkte sicherstellen. Ein Anbieter in der Pharma- oder Life-Sciences-Branche muss strenge regulatorische Anforderungen (etwa FDA, GMP) erfüllen. Automobilzulieferer arbeiten mit Just-in-Time-Lieferungen, strengen Qualitätsscores und komplexem Variantenmanagement.
Die Vielfalt der Produkte, die Menge der Varianten, die Geschwindigkeit und Häufigkeit der Anpassungen: all das macht bei Herstellern die Anforderungen an ein ERP komplexer als in vielen anderen Branchen. Ebenso spielt die Lieferkette eine große Rolle. Hersteller benötigen Transparenz über Zulieferer, Qualität, Transport, Beschaffenheit der Materialien und mögliche Risiken. Standardlösungen können diese Tiefe oft nicht bieten.
Vorteile eines branchenspezifischen ERP-Systems
Ein ERP, das speziell für eine Branche entwickelt wurde, bietet zahlreiche Vorteile. Erstens entfallen viele Anpassungen, weil relevante Funktionen von Anfang an integriert sind, wie etwa die Rückverfolgbarkeit im Lebensmittelbereich oder die Validierung nach GMP in der pharmazeutischen Produktion.
Zweitens lassen sich Implementierungen schneller durchführen, da weniger Änderungen nötig sind und branchenspezifische Best Practices bereits implementiert sind. Drittens sinkt der Schulungsaufwand, weil Benutzer mit Interfaces und Prozessen vertraut sind, die auf ihre Branche zugeschnitten sind. Viertens führt eine bessere Übereinstimmung von ERP-System und Geschäftsprozessen zu weniger Fehlern, weniger Workarounds und damit letztlich zu besseren Ergebnissen und geringeren Betriebskosten.
Worauf Produktionsunternehmen achten sollten
Wenn ein Unternehmen eine ERP-Software auswählt, sollte es genau analysieren, wie gut die Lösung zu seinen speziellen Anforderungen passt. Dazu gehört, ob gesetzliche Vorschriften und Standards der Zielbranche abgedeckt sind, ob Varianten- und Stücklistenmanagement flexibel sind und ob Echtzeit-Daten und Qualitätssicherung integriert sind.
Ebenso wichtig ist, wie modular und anpassbar das System ist, ohne zu viele Spezialanpassungen, die später bei Updates oder Erweiterungen Probleme bringen. Ein ERP, das branchenspezifische Prozesse und Terminologien kennt, reduziert die Reibungsverluste für Mitarbeiter und Prozesse. User Interfaces sollten so gestaltet sein, dass sie das Tagesgeschäft wirklich unterstützen statt es zu verkomplizieren.
Typische Schwächen bei Standardlösungen
Ein großes Problem bei Standard-ERP-Lösungen sind versteckte Kosten und der Aufwand, der mit Anpassungen und Customizing einhergeht. Viele Hersteller merken erst im Lauf der Nutzung, dass ihr System nicht genügt, und investieren Monate, manchmal Jahre, in Anpassungen, Patches oder externe Module.
Ein weiterer Punkt ist die Upgrade-Hürde: Wenn viel maßgeschneiderter Code eingebaut wurde, kann ein Versionssprung sehr aufwendig sein, da Anpassungen getestet, häufig neu geschrieben oder migriert werden müssen. Das macht das System schwer wartbar und erhöht langfristig den Gesamtaufwand.
Auch die Usability leidet, wenn viele Anpassungen und Lösungen nur über Workarounds existieren: Mitarbeiter müssen oft „um das System herum“ arbeiten, Schnittstellen oder Excel-Tabellen nutzen, damit der Alltag funktioniert. Das kostet Zeit, verursacht Fehler und reduziert die Akzeptanz.
Wie branchenspezifische ERP-Lösungen echten Nutzen bringen
Branchenspezifische ERP-Systeme helfen Herstellern, effizienter und flexibler zu arbeiten. Weil etwa Funktionen wie Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelsicherheit, Qualitätsmanagement oder Variantensteuerung integriert sind, sind Prozesse konsistenter.
Durch eingebaute Compliance-Werkzeuge müssen Hersteller nicht jedes Mal rechtliche Anforderungen extern nachrüsten. Stattdessen sind Validierungen, Audits und Berichte oft bereits im System vorgesehen. Das spart Aufwand und reduziert Risiken.
Ein weiterer Nutzen ist die schnellere Reaktion auf Veränderungen: Wenn ein Zulieferer ausfällt oder regulatorische Anforderungen sich verändern, kann ein passendes ERP schneller reagieren, etwa durch vordefinierte Workflows, durch transparente Material- und Lieferkettenübersichten oder durch flexible Anpassung der Produktionsplanung.
Fazit
Standard-ERP-Systeme mögen eine gute Option für sehr allgemeine Unternehmensanforderungen sein, doch für Produktionsunternehmen greifen viele solcher Lösungen zu kurz. Branchenspezifische ERP-Systeme bieten Funktionen, Prozesse und Compliance-Integration, die für Hersteller essenziell sind und sparen langfristig Zeit, Kosten und Aufwand.
Für Produktionsunternehmen lohnt es sich, bei der Auswahl eines ERP-Systems genau zu schauen, ob es für die eigene Branche konzipiert wurde oder ob man Vieles erst nachrüsten und modifizieren muss. Wer von Anfang an ein passendes System wählt, gewinnt an Effizienz, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.
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