Schulbarometer 2023: Lehrermangel brennender als Digitalisierung
Personalmangel, Lernrückstände und mangelnde Digitalisierung: Wir werfen einen Blick auf die zentralen Herausforderungen deutscher Schulen.
Der Stand der Digitalisierung lässt hierzulande in vielen Bereichen zu Wünschen übrig. So wird die Bundesrepublik gerne auch als "Digitalwüste Deutschland" bezeichnet. Das schließt auch das Bildungssystem grundsätzlich nicht aus. Durch die Corona-Pandemie waren auch Schulen gewungen, kurzerhand zu digitalisieren. Dennoch gibt es nach wie vor Nachholbedarf in vielen Fronten. Dieser beginnt schon bei der WLAN-Verfügbarkeit an Schulen (1). Im diesjährigen Schulbarometer ist die mangelnde Digitalisierung jedoch nicht unter den Top drei der Herausforderungen.
Zu den Daten
Stattdessen führen laut Schulbarometer der Fachkräftemangel, Lernrückstände und Aufnahmekapazitäten die Liste an. Im Auftrag der Robert Bosch Stiftung werden für das Deutsche Schulbarometer Lehrkräfte an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen befragt. Das Meinungsforschungsinstitut „forsa“ hat die aktuelle repräsentative Stichprobe zwischen dem 31. Oktober und dem 16. November 2022 erstmals ausschließlich unter Schulleitungen vorgenommen. So wurden insgesamt 1055 Schulleiterinnen und Schulleiter befragt, Mehrfachnennungen waren möglich (2).
Personalmangel größtes Problem
Der auch in anderen Branchen aktuell vorherrschende Personalmangel führt dabei die Liste der Herausforderungen an. In den Augen von zwei Drittel der Befragten handelt es sich hierbei um Problem Nummer eins. Der vorherrschende Personalmangel ließe sich auch in absehbarer Zeit nicht beheben, so Falk Radisch, Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock (2).
Digitalisierung & Co. spielen untergeordnete Rolle
Nur rund ein Fünftel führen jeweils eine zu hohe Arbeitsbelastung, schlechte technische Ausstattung, eine schleppende Digitalisierung oder zu viel Bürokratie als größte Herausforderung an. Im Schulbarometer aus dem April vergangenen Jahres waren die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen noch als drängendsten Problem genannt worden. In der aktuellen Befragung nehmen Corona bzw. die Corona-Maßnahmen hingegen keinen hohen Stellenwert mehr ein.
Lernrückstände und mangelnde Aufnahmekapazitäten
Zudem hängen der Befragung zufolge rund 35% der Schülerinnen und Schüler hinterher. Somit konnten die Corona-Aufhol-Programme ihr erhofftes Ziel anscheinend nicht erfüllen. An Schulen in sozial schwieriger Lage wird die Quote sogar auf fast zwei Drittel geschätzt. Ein Viertel der Befragten sieht zudem die Aufnahmekapazitäten an ihren Schulen als erschöpft an – 27% sehen sie sogar bereits als überschritten an. Diese Entwicklung ist unter anderem mit der aktuellen Fluchtbewegung aus der Ukraine zu begründen, wie die Tagesschau berichtet (2).
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Quellen
- Kristin Haug, "Hälfte der Schulen hat kein WLAN für die Schülerinnen und Schüler", spiegel.de, 01.06.2021.
- tagesschau.de, 18.01.2022.
18 Januar 2023